Tellerrock mit Rüschen

Heute möchte ich euch einen Rock zeigen, den ich im Januar auf der Annäherung fertig gestellt habe. Die Idee hatte ich zuhause schon ausgebrütet und auch den Oberrock angefangen. Ich wollte gern einen Tellerrock mit Rüschen haben. In dunkelgrau, für den Herbst und für den Winter. Ich hatte dafür einen sehr schönen, weich fallenden Stoff im Auge. Ein klein wenig elastisch und leicht glänzend.

Das Schnittmuster dafür war schnell selbst gezeichnet, es sollte ein dreiviertel Teller sein. Genug Stoff, um sich schön zu drehen, aber nicht so viel als dass es zu schwer werden könnte. Als Ergänzung kaufte ich reichlich weißen Batist für den Unterrock und die Rüschen. Ob ich mich verrechnet habe oder sich der Stoff wirklich sehr weit aufdehnte, kann ich nicht mehr sagen. Letztendlich war das Rockteil aber ein gutes Stück zu weit war. Aus der Not entstand die Idee, an einer Seite kleine Falten zu legen und abzusteppen. Im Nachhinein ein schönes Detail, das ich gern als Design verkaufe.

Nachdem der Oberrock und Formbund so weit fertig war, wollte ich erst nicht so richtig mit dem Unterrock anfangen. Also der Tellerrock dabei war ja noch das geringste Problem. Aber die Rüschen! Normalerweise rechnet man für ordentliche Rüschen ja mindestens das zweifache der Länge, auf die gerafft werden soll. Bei einem knielangen Tellerrock kommen da einige Meter zusammen. Zum Glück hatte die liebe Chrissy ihren Ruffler dabei. Sie saß einige Plätze weiter bei der Annäherung und ließ mich in Ruhe ausprobieren, ob der Ruffler etwas für meine Rüschen wäre. War er natürlich! Und so konnte ich in aller Seelenruhe meine doppellagige Rüsche für den Tellerrock ruffeln. Danke Dir noch einmal, liebe Chrissy!

Ich habe die Einstellung mit einer Falte alle 6 Stiche gewählt und so hat der Ruffler wunderbar gleichmäßige Falten gelegt. Die Unterkante des Saumes habe ich mit einem Rollsaum versehen. Die Rüschen habe ich einfach mit der Overlock an den Unterrock angenäht. Das war tatsächlich der meiste Arbeitsaufwand an dem Rock. Reißverschluss, Saum, Bund gingen ganz flott. Außer dass es mich schier wahnsinnig machte, dass der Rock bei jeder Anprobe gefühlt einen cm weiter wurde. Wohl doch ein Elastik-Problem des Stoffes? Aber ich konnte ihn trotzdem ohne größere Zwischenfälle auf der Annäherung fertig stellen. Für den tollen, weitschwingenden Tellerrock mit Rüschen bekam ich jede Menge Lob von den anwesenden Damen. Das geht natürlich runter wie Öl und hat mich riesig gefreut.

Ich hatte den Rock schon ein paar mal an. Ungefähr jedes Mal kam ein Kommentar, der in Richtung Tracht oder Dirndl zielte. Das war eigentlich gar nicht meine Assoziation als ich den Stil im Kopf hatte. War mir dann ein bisschen zu blöd und irgendwann flog der Rock in den Wäschekorb. Leider hat auch dieser Rock die Waschmaschine nicht sonderlich gut vertragen. Erst fiel mir auf, dass die blütenweißen Rüschen einen Grauschleier hatten – offenbar durch Flusen des dunkelgrauen Oberstoffes. Beim Bügeln bemerkte ich dann, dass der Stoff an einigen Stellen extrem gelitten hat – wie an der Seitennaht des Bundes. Da hat sich Stoff an der Naht aufgeraffelt – obwohl der Rock eher zu groß statt zu klein ist.

Außerdem haben sich einige Stellen dunkelgrau verfärbt. Scheinbar riffelt sich auch da die Webung auf? Besonders auffällig ist das an Nähten, wie z.B. an der Saumnaht.

Dort gibt es dunkelgraue, linienartige Schatten. Das ist wohl auf eine schlechte Qualität des Stoffes zurück zu führen. Leider weiß ich nicht mehr, wo ich den Stoff her hab. Aber beim Bügeln vorhin, war ich ganz schön geknickt, als ich die vielen Stellen sah, die schon angegriffen sind. Ein paar mal kann ich den Rock wohl noch tragen, weil es von weitem kaum auffällt. Aber noch eine Wäsche wird er wohl nicht überstehen. Schade. Im Zweifelsfall werde ich den Unterrock heraustrennen und einen Ersatz-Oberrock nähen. Es wäre doch schade um die Rüschen.

Damit gebe ich ab zum monatlichen Me Made Mittwoch und all den anderen kreativen Damen, die dort heute ihre selbst genähten Kleidungsstücke zeigen.

CC BY-NC-SA 4.0 Tellerrock mit Rüschen von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

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Biologin aus Köln mit zwei kleinen Kinnings. Liebt ihre Familie, ihre Nähmaschine, ihr Cello.
2 comments
  1. Das ist ja krass, wie sehr der Stoff leidet bei der Wäsche! Vielleicht steckst du ihn vor der nächsten Wäsche in einen alten Kopfkissenbezug und gibst ein Farbfangtuch dazu? Ansonsten bleibt wohl nur der Austausch des Oberstoffes, damit der schöne Unterrock weiter erfreuen kann.
    LG, Bele

  2. Ohje, echt schade mit dem Stoff – der Rock selbst sieht super aus! Zu Deinem immer-weiter-werden-Problem: Da ein Tellerrock ja immer Anteile im schrägen Fadenlauf hat, die sich gut dehnen können, kommt das Problem vielleicht daher? Man sagt ja auch, daß man einen Tellerrock gut abhängen lassen sollte vor dem endgültigen Saum-Stecken – einfach, weil sich die Teile, die im schrägen Fadenlauf hängen, ausdehnen..
    Zu der Naht, die aufgeht: war es die richtige Nähnadel? Bei mir ging eine Jersey-Naht auf, weil ich eine normale Nähnadel drin hatte statt einer Jerseynadel..
    LG Lea

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