Nähanfänger – Was braucht man wirklich?

Die Lieblingskollegin hat angefangen zu nähen und wollte, dass ich ihr mal all mein Zubehör zeige. Als ich etwas hysterisch lachte, schaute sie irritiert. Da es so viel Werkzeuge, Zubehör und Gadgets gibt, war sie etwas verwirrt, was man zum Nähen lernen wirklich braucht. Beim Nähkränzchen gestern war ich mir mit Frau Drehumdiebolzen und Frau 700Sachen ziemlich schnell einig, dass die Erstaustattung zum Nähen gar nicht so umfassend ist. Und der Rest passiert dann einfach.

Deswegen wollte ich kurz zusammenfassen, was man als Nähanfänger wirklich dringend braucht. Viele weitere Werkzeuge müssen nicht direkt am Anfang sein, vermeiden aber unheimlich viel Frust, so dass sich eine frühe Anschaffung lohnt. Natürlich ist der Hauptgegenstand beim Nähen lernen die Nähmaschine. Dieses Thema hier zu behandeln würde aber den Rahmen sprengen und deswegen verweise ich hier nur auf die Erfahrungsberichte unter Meine Nähmaschine.

1.Nahttrenner

Egal was Du nähst, egal wieviel und egal wie gut Du nähen kannst. Du wirst immer einen Nahttrenner brauchen. Ohne einen Nahttrenner geht gar nichts. Es ist nicht so wichtig, ob es ein ganz einfacher ist oder ein ergonomisch geformter – Hauptsache er ist spitz und scharf. Der Rest findet sich. Bei meiner Nähmaschine war ein Nahttrenner dabei, zwei weitere bekam ich geschenkt. Es ist gar nicht so verkehrt, mehrere zu haben, denn erfahrungsgemäß ist einer immer irgendwie weg und dann ist es gut, einen Ersatz griffbereit zu haben.

2. Stoffschere

Eine scharfe Stoffschere ist unerlässlich für das Zuschneiden von Stoff. Es lohnt sich wirklich, in eine gute Schere zu investieren (oder sich schenken zu lassen) und diese dann auch wirklich nur für Stoff zu verwenden. Darüber hinaus ist eine kleine Handarbeitsschere (Stickschere) für das Abschneiden von Fäden oder auch Auftrennen von Nähten sehr nützlich. Manchmal wird auch empfohlen, einen Rollschneider und eine Schneidematte zu kaufen. Das ist meiner Meinung nach aber nicht unbedingt nötig, es sei denn, man weiß von vornherein, dass man viele Patchwork-Projekte umsetzen möchte. Außerdem habe ich eine Zackenschere, die ich aber relativ selten benutze.

3. Stecknadeln

Stecknadeln sind ein weiteres Werkzeug, an dem keine Näherin vorbeikommt. Sie halten die Stofflagen exakt aufeinander, so dass beim Nähen nichts verrutscht. Zur Aufbewahrung und während des Nähens finde ich ein magnetisches Nadelkissen sehr praktisch. Ehrlich gesagt kenne ich glaube ich auch keine Nähtante, die ohne ein magnetisches Nadelkissen auskommt. Viele haben auch normale Nadelkissen oder kleine Armbänder mit Nadelkissen. Neben Stecknadeln sind auch Plastikklammern eine gute Möglichkeit Stofflagen zusammen zu halten. Sie haben den Vorteil, dass sie das Gewebe nicht zerpieksen, wie es bei Jersey manchmal passiert. Dafür kann man mit ihnen aber nicht ganz so genau zusammen heften.

4. Garn und Nähmaschinennadeln

Dass man ohne Garn und Nähmaschinennadeln nicht nähen kann, erklärt sich von selbst. Ich empfehle, in gutes Garn zu investieren und nicht das billige Garn aus dem Supermarkt, vom Möbelschweden oder von der bekannten Hobby-Kaffee-Bar. Bei billigen Garnen machen viele Nähmaschinen Schwierigkeiten und ausgelassene Stiche oder häufiges Reißen des Fadens führen unweigerlich zu sehr viel Frust. Gute Erfahrungen habe ich z.B. mit Gütermann, Mettler, Coats oder Troja gemacht. Für die Nähmaschine reicht ein Satz Universalnadeln, am besten in unterschiedlicher Stärke. Wenn man viel Jersey näht, sollte man entsprechende Nähmaschinennadeln kaufen. Der Stoff wird es einem danken.

5. Stoffmarkierung

Um das Schnittmuster und Markierungen auf den Stoff zu übertragen wird oft Schneiderkreide empfohlen. Ich habe die verschiedensten Blöcke und Stifte ausprobiert – die meisten zeichnen nicht gut oder nicht genau genug. Ich habe mich schon sehr oft geärgert, wenn ich viel Geld für Markierer ausgegeben habe, die dann doch nicht funktionierten. Wenn es wirklich Schneiderkreide sein soll, funktioniert in meinen Augen nur ein nachfüllbares Kreiderädchen, was aber relativ teuer ist. Leider verstopfen die Rädchen relativ schnell und fangen an zu haken. Deswegen verwende ich fast nur noch radierbare Stifte. Diese kosten – im Gegensatz zu den Trickmarkern im Kurzwarenladen! – fast nichts. Die Markierung verschwindet einfach beim Bügeln oder waschen und sie malen ganz ausgezeichnet auf Stoff.

6. Lineale

Lineale gehören für mich zu dem Zubehör, dass man nicht ganz zwangsläufig braucht und dass irgendwie passiert ist. Ein 10cm breites und langes Lineal finde ich praktisch, sowohl zum Markieren als auch zum Zuschneiden. Das Maßband brauche ich vor allem um Körpermaße bei mir und den Kindern zu nehmen. Auch hier habe ich drei, von denen immer mindestens zwei unauffindbar sind. Das Handmaß finde ich sehr praktisch, um z.B. Knopfabstände zu messen. Eine Zeit lang habe ich sehr viel mit dem flexiblen Nahtzugaben-Lineal gearbeitet, aber mittlerweile zeichne ich die Nahtzugabe immer schon auf dem Papierschnitt an und schneide so direkt zu. Mein absolutes Lieblingsteil ist das Saumlineal aus Metall. Damit kann man Kanten und Säume gerade oder gebogen ganz leicht umbügeln, feststecken und nähen.

7. Variozange

Eine Variozange ist ein besonders universelles Werkzeug. Mit der Variozange kann man sowohl lochen, als auch Ösen und verschiedene Druckknöpfe anbringen. Da mich die Ungenauigkeit und das Verrutschen beim Einschlagen mit dem Hammer immer wahnsinnig gemacht hat, finde ich, dass sich eine Anschaffung sehr früh lohnt. Ich brauche die Zange ständig, für Kleidung, für Taschen und für verschiedene Accessoires.

8. Nähfüßchen

Vielleicht denken einige jetzt, dass verschiedene Nähfüßchen schon Zubehör für Fortgeschrittene sind. Ich muss aber sagen, dass bestimmte Nähfüßchen so extrem viel Frust und Zeit ersparen, dass sie ihr Geld absolut Wert sind. Der Universal-Nähfuß und meistens auch ein einfacher Reißverschluss-Nähfuß sind eigentlich bei allen Nähmaschinen dabei. Ab dem ersten Rock oder Kleid mit unsichtbarem Reißverschluss lohnt sich auf jeden Fall das entsprechende Nähfüßchen speziell für die eigene Nähmaschine. Das ist meist nur wenig teurer als die Plastik-Krücken aus dem Kurzwaren-Regal und sie ersparen viel, sehr sehr viel, Trennarbeit. Wenn man keins kaufen möchte, hat vielleicht eine Freundin eines und man kann das Einnähen des Reißverschlusses an ihrer Maschine probieren. Andere Nähfüßchen braucht man am Anfang eigentlich nicht und ob sich eine Anschaffung lohnt, hängt sehr von den eigenen Nähgewohnheiten und dem Preis des Herstellers ab.

Das wäre meine Zusammenstellung des wichtigsten Näh-Zubehörs. Für mich sind die ersten 5 Punkte die Dinge, die jeder Nähanfänger wirklich braucht. Die weiteren sind sicher auch ein wenig Geschmackssache, in meinen Augen aber so praktisch, dass sich eine Anschaffung schon bald lohnt. Was meint ihr? Habe ich etwas Wichtiges vergessen oder zuviel genannt? Womit seid ihr gestartet und was habt ihr so gut wie nie in der Hand?

CC BY-NC-SA 4.0 Nähanfänger – Was braucht man wirklich? von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

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Biologin aus Köln mit zwei kleinen Kinnings. Liebt ihre Familie, ihre Nähmaschine, ihr Cello.
5 comments
  1. Den oben genannten Sachen stimme ich soweit zu, wobei ich noch ein gutes Bügeleisen und ein vernünftiges Grundlagenbuch empfehlen würde ??
    LG Maria

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      Da hast Du vollkommen Recht 🙂 Kannst Du ein bestimmtes Buch empfehlen?

  2. Vielen Dank für den schönen Beitrag ‚Lieblingskollegin‘ :* Bei den Linealen und der Stoffmarkierung werde ich mich dann nochmal umschauen 🙂

  3. Ich bin eine Nähtante, die ohne magnetisches Nadelkissen auskommt 🙂
    Beim Markieren stehe ich oft vor den gleichen Problemen wie du (Schneiderkreide funktioniert für mich überhaupt nicht – bleibt nicht haften, ist ungenau, manchmal sogar noch nach der Wäsche sichtbar). Trickmarker und der wasserlösliche Marker funktionieren für mich bei hellen Stoffen, bei dunklen greife ich auf weißen Kajal zurück. Hält, lässt sich auswaschen und ist super gut sichtbar.
    Viele Grüße
    Sandra

  4. Vielen Dank für diesen Beitrag und Ihre Tipps, was ich als Nähanfänger brauche. Ich habe eine Nähmaschine von meiner Mutter gefunden und will jetzt ausprobieren, ob ich z.B. ein Kleid selbst machen kann. Bei dem Kauf von Zubehör werde ich bestimmt neue Stoffschere und auch Nähfüßchen zu der Einkaufliste einfügen.

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