Bienenstein selber machen – eine Nisthilfe für Wildbienen

Als kürzlich noch alles normal war, hatte ich die Idee, mit den Kindern einen Bienenstein für Garten oder Balkon zu basteln. Den Bienenstein wollte ich ursprünglich gar nicht selber machen, sondern hier bestellen, weil ich ihn so schön fand. Nur ist er nun die zweite Saison in Folge vergriffen und deswegen wollte ich mit den Kindern probieren, einen Bienenstein selbst zu machen.

Aber was ist eigentlich ein Bienenstein und wozu braucht man sowas? Ein Bienenstein soll als Nisthilfe für Wildbienen dienen, die im Gegensatz zu unserer Honigbiene nicht im Schwarm sondern allein lebt. Viele Wildbienenarten sind bedroht, weil es ihnen in unserer Kulturlandschaft und den Städten an Lebensräumen und Futter mangelt. Wenn von Bienensterben die Rede ist, sind tatsächlich jene Wildbienen gemeint und nicht die uns viel eher bekannte Honigbiene. Wenn man Wildbienen helfen möchte, sollte man im besten Fall Nisthilfen, Baumaterial für das Nest und ein Nahrungsangebot schaffen. Wer hier mehr wissen möchte, dem lege ich die sehr informative Seite wildbienen.info ans Herz.

Bei Nisthilfen kann man vieles richtig und noch viel mehr verkehrt machen. Viele „Bienenhotels“ sind nicht besonders gut gemacht und werden entsprechend schlecht angenommen. Auf der Wildbienen-Seite findet ihr gute und schlechte Beispiele, mit einer Erklärung, warum manche Nisthilfen nicht funktionieren können und eher Abzocke als Artenschutz sind. Der Bienenstein aus Ton war als einfache Nisthilfe vorgeschlagen und ich fand ihn so schön, dass ich ihn nachbauen wollte. Dafür habe ich Ton bestellt, den man nicht brennen muss. Er trocknet einfach an der Luft.

Man formt daraus einen Tonblock, oder sticht ihn von einem Block ab, der etwa die Größe eines Ziegelsteins hat. Als Maße werden ungefähr 25x10x9cm angegeben. In diesen Tonblock sticht man Röhren im Durchmesser von 3-9mm. Diese können dann von verschiedenen Bienenarten als Nistgänge genutzt werden. Um die Löcher zu stechen, haben wir einfach Buntstifte und Stricknadeln genommen, weil ich Nadelspiele in unterschiedlichen Stärken hatte. Der Ton ließ sich danach einfach wieder abspülen.

Man muss beim Einstechen der Röhren darauf achten, dass sie nicht zu eng aneinander liegen, damit der Ton nicht reißt. Sollte es doch Risse geben, kann man sie mit Wasser wieder zuschmieren oder mit einer Nassen Stricknadel die Röhre noch einmal nacharbeiten. Es sollte auch ein wenig Abstand vom Rand bleiben, damit nicht zuviele Risse entstehen und der Stein sich nicht verformt. Wir haben immer mehrere Stricknadeln nebeneinander gesteckt, damit die Nistgänge rund bleiben und nicht durch erneutes, nahes Einstechen zugedrückt werden.

Wenn alle Löcher fertig sind, werden die Nistgänge auf der Rückseite zugeschmiert. Weil die Kinder unbedingt kleinere, eigene Bienensteine für den Balkon wollten, haben wir Bienensteine in verschiedenen Größen getöpfert. Wir werden berichten, wie gut sie angenommen werden. Denkt daran, dass neben der Nisthilfe auch das Angebot an Baumaterial und Nahrung vorhanden sein sollte. Wenn ihr also derzeit einsam spazieren gehen solltet, könnten euch ja vielleicht ein paar Wildblumensamen unauffällig aus der Tasche auf brachliegende Flächen fallen. Die Chancen, dass das nicht direkt weggegärtnert wird, stehen gerade gar nicht so schlecht. Für nach der Krise kann man auch überlegen, bei der Stadt eine Patenschaft für Baumscheiben zu übernehmen, die man im Stadtbereich pflegen kann.

Weil so viele danach gefragt hatten, füge ich hier noch den Link der Bezugsquelle ein, es gibt aber viele verschiedene Anbieter (https://www.amazon.de/Glorex-68070301-Keramiplast-Modellier-masse-2500/dp/B002OHTPY4?pd_rd_w=DdwBx&pf_rd_p=f140c69a-d336-41f0-b5cb-a1ffc65fe9b3&pf_rd_r=ZZQM1XBKC4PYHYNF8CJ9&pd_rd_r=07c60e47-a9f5-477c-9f3f-7915282d09d5&pd_rd_wg=4jgdP&pd_rd_i=B002OHTPY4&ref_=pd_bap_d_rp_37_t&th=1). Bisher hat der Bienenstein den Winter gut überstanden, allerdings wird es hier im Rheinland nicht so wahnsinnig frostig. Ich gehe davon aus, dass richtiger Ton robuster ist, wenn man eine Möglichkeit hat, ihn zu brennen. Während der Trocknung entstehende Risse habe ich wieder zugeschmiert.

Ich habe in diesem Jahr noch Schilfhalme, Bambusröhrchen und Weizenhalme besorgt, um die Nisthilfe zu erweitern. Auch diese wurden gut von den Wildbienen angenommen. Außerdem habe ich eine senkrechte Sand-Lehm-Wand gebaut, die auch gut angenommen wurde. Allerdings muss ich im Garten wohl noch einmal den Aufstellplatz ändern und die Nisthilfe besser gegen Feuchtigkeit und Räuber schützen. Darauf sollte man achten, damit das Material nicht beschädigt wird.

CC BY-NC-SA 4.0 Bienenstein selber machen – eine Nisthilfe für Wildbienen von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

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Biologin aus Köln mit zwei kleinen Kinnings. Liebt ihre Familie, ihre Nähmaschine, ihr Cello.
18 comments
  1. Hallo Marja,

    vielen Dank für die Anregung. Kannst du bitte noch den verwendeten Ton verlinken? Ich habe leider nur lufttrocknenden Ton gefunden, der ausdrücklich nicht für den Außenbereich geeignet ist.

    Der Tipp mit den verstreuten Blumensamen bereitet mir ein wenig Bauchschmerzen. Zum einen darf man nicht einfach so auf fremden Flächen was ansäen, zum anderen sind, wie du als Biologin selber weißt, auch Brachflächen oft wertvolle Biotope, denn auch spärlich bewachsene Areale haben daran angepasste Bewohner. In der Regel siedeln sich die richtigen Pflanzen dort selber an, wenn man sie lässt.

    Viele Grüße

    Kerstin

  2. Mich würde interessieren, ob Du schon „Bewohner“ in der Nisthilfe hattest.

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      Sowohl auf dem Balkon als auch im Garten ist je ein Bewohner eingezogen. Man erkennt ein feines Gespinst am Eingang. Ich würde hier aber weniger auf Bestäuber tippen, sondern eher auf Spinnen.

      Im Garten haben wir die Nisthilfe allerdings auch recht spät aufgestellt, weil wir noch einiges umräumen bzw umpflanzen mussten und ich einen festen Ort für den Stein wollte. Wir haben rechteckige Pflanzkübel aus Stein übereinander aufgestellt und dort die Nisthilfe reingelegt. Im kommenden Frühjahr wollen wir noch weitere Röhren und gebohrte Holzstücke dazu legen.

      1. Warum muss man Bienensteine herstellen, ein alter Ziegelstein tuts doch auch. Da hat die Biene dann auch genug Platz für Baumaterial. Welche Biene passt mit Baumaterial in 3mm breite Löcher? Bei uns im Garten wohnen zahlreiche Erdbienen, im Rasen aber auch zwischen den Steinen an der Trrassenböschung. Denke eine Trockenmauer mit Erde dahinter und blauen Blüten locken doch eher die Bienrn an.

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          Wie man Bienenhilfen im Garten umsetzt, hängt sicher viel von den vorhandenen Gegebenheiten ab und was man konkret erreichen will. Ich habe mich bei meiner Bienenhilfe sehr am Buch von Paul Westrich und seiner Homepage (wildbienen.info) orientiert. Dort sind die empfohlenen Lochgrößen mit 2-9mm bzw. 3-6mm angegeben, da es tatsächlich so kleine Bienenarten gibt. Eine sinnvolle Bienenhilfe sollte aus einem Zusammenspiel aus Nahrungsangebot (Nektar- und Pollenpflanzen), Nistplatz und Baumaterial bestehen, da Einzelmaßnahmen nicht viel bewirken. Wie aufwendig und detailliert man das dann umsetzen kann und will, ist sehr individuell.

        2. Biene ist nicht gleich Biene. 😉
          In unserem Profi-Bienenhaus aus Holz sind die kleinsten Bohrungen 1mm und werden bewohnt von sehr kleinen Arten.
          Ein Ziegelstein hat zudem sehr scharfe Kanten mit Grat. Das schädigt die Flügel der Bienen

  3. Hallo Marja,
    ich finde die Idee mit dem Bienenstein super, nur leider finde ich nicht den ,,richtigen,, Ton dafür im Netz. Könntest du mir bitte verraten, wo du den Ton bestellt hast und worauf ich achten sollte?

    Mit freundlichen Gruß
    Falk

  4. Tolle Idee! Muss man die Röhren dann irgendwann reinigen oder nehmen die Bienen sie irgendwann wieder, auch wenn Reste des Baumaterials in den Röhren stecken? Kann man die Löcher durchgehend machen, oder nehmen die Bienen das dann nicht an? Werde ich auf jeden Fall nachwerkeln!♥️

  5. Hallo,
    Muss man die Steine nicht mit feinem Draht vor Räubern wie Vögeln und Co schützen? Sonst werden die Bienenlarven doch herausgepickt,oder?

    Grüße,
    Anja

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      Hallo Anja,
      da hast Du Recht – eigentlich ist es besser, die Nisthilfen mit einem Draht zu schützen. Der muss dann natürlich weit genug vor der Nisthilfe sein, damit ein Vogelschnabel nicht durchpicken kann. In meinem Garten gibt es sehr viele Wildtiere und ich experimentiere noch etwas, wie ich die Nisthilfe am besten aufstellen kann. Vielen Dank in jedem Fall für den Hinweis! 🙂

  6. Hallo, gibt es Neues vom.Bienenstein? Wäre neugierig…..

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      Hallo Susanne!
      Einzelne Löcher wurden besiedelt, vor allem die mit einem größeren Durchmesser (6-8mm). Sogar unsere sehr flache Nisthilfe auf dem Balkon hat nun einige verschlossene Löcher. In diesem Jahr habe ich zusätzlich noch Nisthilfen aus Strohhalmen gebastelt, diese wurden noch besser angenommen als der Bienenstein. Es kommt aber auch immer ein wenig darauf an, wie und wo man die Nisthilfen aufstellt.
      Liebe Grüße 🙂

  7. Schade, dass auf die Fragen nicht geantwortet wird.

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      Liebe Alexa,
      durch die Pandemie ist die Pflege des Blogs leider etwas zu kurz gekommen. Während HomeSchooling und HomeOffice fehlte mir oft die Zeit und später im Jahr war ich einfach froh, abschalten und den Kopf frei bekommen zu können. Ich habe jetzt so gut es geht auf alle Fragen und Kommentare geantwortet. Bitte entschuldigt die Verspätung! Vielleicht kann der ein oder andere ja doch noch etwas Gewinn aus meinen Antworten und der Ergänzung im Artikel gewinnen, auch wenn mittlerweile einige Monate ins Land gezogen sind.
      Viele Grüße!

  8. Hallo Marja,

    Ich interessiere mich für die senkrechte Sand-Lehm-Wand. Mein erster Versuch war nicht erfolgreich, vielleicht hat das Material oder das Mischungsverhältnis nicht gestimmt. Wie hast du sie gemacht und wo hattest du die Materialien her?

    Viele Grüße
    Carina

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      Liebe Carina,
      ich habe die senkrechte Wand tatsächlich mit den Materialien aus meinem Garten gemacht. Ich habe recht lehmigen Boden. So musste ich nur etwas Sand untermischen, feucht machen und es in die Form drücken. Das hat erstaunlich gut gehalten, funktioniert immer noch und es werden im Frühjahr dort immer wieder Löcher von Insekten gegraben.
      Viel Erfolg!

      1. Liebe Marja, hast du ein Bild von der Wand?

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          Nein, leider nicht. Die wurde vermutlich von unserem Marder zerlegt :-/
          Ich wollte den Artikel aber eh noch einmal updaten und dann werde ich vermutlich auch noch einmal die reparierten Nisthilfen fotografieren.

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