Strickjacke mit Schalkragen – die Jazzy

Vor einiger Zeit hat mich ein Bild einer blauen Strickjacke mit Schalkragen angelacht. Der Schnitt – Jazzy von Schnittmusterlounge – sah recht einfach zu nähen aus und so habe ich ihn mir kurzerhand bestellt. Beim Herbst-Stoffmarkt in Leverkusen hatte ich einen schönen blauen Viskose-Strick geschossen, der perfekt zum Schnittmuster. Der Schnitt erinnert sehr an die Nina Cardigan von Style Arc, die ich Anfang des Jahres genäht hatte. Allerdings sind die Schnittteile bei der Jazzy ein wenig anders und am Ende kommt sie nicht ganz so zipfelig und lang raus, was mir gut gefällt.Strickjacke mit Schalkragen nähen

Genau wie die Nina Cardigan ist auch Jazzy sehr schnell zugeschnitten und genäht, wobei ich den Strickstoff mit den stark durchbrochenen Streifen nicht ganz so leicht zu verarbeiten fand. Am besten ging das mit der Overlock und einem engen Stich. Beim Umnähen des Saums sind allerdings einige Wellen entstanden, weil die Löcher im Strickmuster ein gerades Umschlagen unmöglich gemacht haben. Wenn dazu noch jemand einen fabelhaften Trick weiß – immer her damit.Strickjacke Jazzy nähen

Die Zipfel der Strickjacke entstehen durch die Verbindung von Schalkragen und Gürtel, der auf Taillenhöhe ansetzt. Dadurch ist die Strickjacke figurbetont und bequem fließend gleichzeitig. Ein Mangel im Schnitt ist für mich das vordere Oberteil, das vor allem in Schulternähe sehr schmal geschnitten hat. Dadurch hat die Strickjacke wenig Stabilität für den Schalkragen, so dass die Schultern nicht gut sitzen. Der Schalkragen zieht die Jacke so etwas nach außen und die Ärmel rutschen leicht von den Schultern. Die Nina Cardigan sitzt definitiv besser. Dazu sind die Ärmel relativ schmal geschnitten, so dass ich an den Seiten vorsichtshalber 1cm dazu gegeben habe. Da mein Stoff nicht ganz so viel Elastizität hat, hatte ich die Befürchtung, die Ärmel würden sonst kneifen. Mit dieser kleinen Änderung passt es aber super.Strickjacke mit Schalkragen nähenInsgesamt bin ich aber zufrieden, weil es eine schöne, schnell und einfach zu nähende Strickjacke mit Schalkragen ist. Die Farbe des Stoffes finde ich sensationell und er trägt sich sehr angenehm. Damit gebe ich ab zum Me Made Mittwoch, wo heute noch viele andere Kreative ihre selbst genähte Kleidung zeigen.

Helle Tage, dunkle Zeit

Die letzten Wochen waren schwer, die letzten Wochen und Monate. Das Nähen ist mir ganz abhanden gekommen, das Bloggen sowieso. Die hellen Tage kamen und obwohl der Juni mir der Liebste ist, wurde er in diesem Jahr der Schwerste. Am Ende stand ich vor der Frage, ob ich meine Kleidung für die Beerdigung nähen oder kaufen sollte. Irgendwie erfüllte mich der Gedanke an eine Beratung zu Trauerkleidung in einem Kaufhaus mit Grauen und ich entschied, dass selbernähen wohl schneller, effektiver und schmerzfreier sei.

Bei Stoff & Stil fand ich einen schönen und eleganten, schwarzen Viskose-Nylon-Mix (Bengaline), der genügend Stand für das Schnittmuster hat, das mir kurz vorher in die Hände gefallen ist. Es ist 23113 von Stoff & Stil, ein ganz klassisches Kleid mit Prinzessnähten und relativ hohem, geraden Ausschnitt. So hatte ich relativ schnell einen Plan für das Beerdigungs-Kleid.

Ich war so froh wie nie zuvor über meine Routine im Nähen, denn ich konnte das Kleid quasi im Blindflug nähen. Der Stoff ließ sich sehr gut zuschneiden und verarbeiten, trotz des hohen Viskoseanteils. Den Zuschnitt habe ich so gewählt, dass die Schnittteile querelastisch werden, was ganz gut ging. Die Prinzessnähte im Schnitt lassen eine leichte Anpassung zu, aber das Kleid passte mir auf Anhieb ziemlich gut. Die Armlöcher sind etwas enger als ich es gewohnt bin, da würde ich beim nächsten Mal eventuell etwas ändern. Wobei das relativ breite, hoch geschlossene Rückenteil optisch natürlich eine ganz tolle Taille zaubert.

Ansonsten bin ich aber sehr zufrieden mit dem Kleid. Schwarz ist nun eigentlich nicht (mehr) so meine Farbe. Aber der klassische Schnitt macht das Kleid zu einem Allrounder für Meeting, Oper oder eben – Beerdigung.

Da das Wetter hier immer etwas unberechenbar sein kann – wir haben August, das sollte man nicht vergessen – wollte ich mir gern noch ein Jäckchen dazu nähen. Auf die Idee kam ich, weil ich bei Stoff&Stil einen sehr schönen,  angenehm unkitschigen Spitzenstoff gesehen habe, der dafür sehr gut in Frage kam. Beim Durchwühlen meiner Nähzeitschriften fiel mir dann auf, dass zwar sehr viele kurzärmelige Kleider und Oberteile als Schnittmuster vorhanden sind, die ergänzende Kleidung in Form von Boleros oder Jäckchen sehr oft vergessen wird. Letztendlich habe ich ein tailliertes Wickeltop aus einer Burda entsprechend umgebaut, so dass am Ende ein Spitzen-Jäckchen bei rauskam. Es wird nur oben mit einem Knopf und einer Schlaufe geschlossen.

Ich war mir zuerst sehr unsicher, wie ich Spitzenstoff verarbeiten soll, weil ich so etwas noch nie gemacht habe. Letztendlich habe ich es ganz normal mit der Overlock zusammen genäht. Die Säume habe ich aus einem schmalen Streifen des Kleiderstoffes ebenfalls mit der Overlock angenäht. So ließ sich das Jäckchen recht schnell und unkompliziert nähen.

Ein wenig anders hätte ich es mir schon gewünscht, mein erstes Lebenszeichen auf dem Blog seit Monaten. Weniger wortkarg und fröhlicher wären mir lieber gewesen. Für mehr fehlen mir leider gerade – schlicht und einfach – Worte. Seht es mir nach.

12 Colours of Handmade Fashion – der gelbe April

Bei den 12 Colours of Handmade Fashion war gelb die Farbe des Monats April. Gelb ist für mich die Farbe des Frühling und Sommers. Leuchtend, fröhlich, sonnig. Ich trage gelb sehr gern in der warmen Jahreszeit, vor allem wenn ich selber etwas Farbe bekommen habe, sonst lässt mich gelb eher blass wirken. Ich finde Gelb als Farbe des Monats April eine sehr gute Wahl, denn im April erwacht der Frühling. Löwenzahn, Ranunkeln, Narzissen – eine gelbe Blütenpracht, die die kommenden hellen Tage ankündigt.

Für meine aktuellen Projekte möchte ich ja möglichst keine Stoffe kaufen, sondern mein Lager abarbeiten. Wie gut, dass ich noch einen gelbgrundigen Jersey im Schrank hatte. Den Stoff habe ich vor einiger Zeit günstig bekommen; es ist eigentlich B-Ware wegen eines Druckfehlers am Rand. Ich hatte aus dem schönen Print mit den Baumwoll-Blüten schon einmal ein Tank Top genäht und hatte den Rest für ein weiteres Top aufbewahrt. Mir schwebte dann aber doch ein richtiges T-Shirt mit Ärmeln vor und so habe ich einen alten Schnitt noch einmal etwas überarbeitet. Der Schnitt ist von einem Kauf-Shirt abgenommen, die Ärmel sind von einem Renfrew-Top abgeschaut, aber die Länge verändert und auch den Ärmelausschnitt hab ich irgendwie angepasst. Irgendwie gepuzzelt ist das Shirt für die 12 Colours of Handmade Fashion also.

Es passt total super, ich bin sehr zufrieden damit. Jetzt müsste nur noch die Sonne wieder hinter den Wolken hervorschauen. Die Polarluft müsste sich verkrümeln. Und mit etwas mehr Bräune auf der Haut würde ich das Shirt vermutlich gar nicht mehr ausziehen. Momentan ist es aber so nasskalt, dass ich mir lieber wieder etwas überziehe. Überhaupt, dieser April! Da konnte man sonnige Farben tragen wie man wollte, bei der Kälte kamen einfach keine Frühlingsgefühle auf. Fake-Frühling!

Dementsprechend sieht es draußen aus, als hätte jemand die Pause-Taste gedrückt. Das Gemüse im Garten kommt irgendwie auch nicht so richtig aus dem Quark. Aber vielleicht – ganz vielleicht – lässt sich die Sonne ja etwas locken, wenn sie die ganzen strahlenden gelben Projekte bei den 12 Colours of Handmade Fashion sieht. Da muss der Frühling doch in Schwung kommen!

Stadtmantel Sew Along – Finale

Es ist Ostermontag, zwischendurch hat sogar die Sonne gelacht und wir treffen uns zum großen Finale beim Stadtmantel Sew Along. Eigentlich hatte ich mir einen richtig großen Auftritt ausgemalt – mit Frühlingsbildern draußen, blühenden Bäumen und einem lachenden Osterhimmel. Ich vor dieser Kulisse, wie ich fröhlich mit meinem apfelgrünen Stadtmantel durch den Frühling tanze. Irgendwie hat das Ganze nicht so geklappt, denn es gab einen mörderischen Temperatursturz, viele, viele Wolken und zum ersten Mal seit einem Monat wieder richtig Regen. Muss diese Polarluft sein, von der immer alle reden. Durch den Frühling tanzte ich mit meinem apfelgrünen Stadtmantel trotzdem, allerdings „aufgebündelt“ (wie die lieben Kollegen immer sagen) mit meinem schönen, dicken Wolltuch.

Damit habe ich bei dem miesen Osterwetter ganz schön die Blicke auf mich gezogen, so als wandelnder Farbkleks im tristen Grau. Superguter Effekt, muss ich mir für den Herbst merken. Kurz vor dem Finale habe ich den fertogen Stadtmantel noch mit türkisen Zierknöpfen aufgepeppt. Ich finde die Druckknöpfe ja ganz klasse, aber man sieht die Handstiche doch etwas durch und so habe ich sie mit großen Knöpfen verdeckt, die ich einfach an den Oberstoff über den angenähten Druckknopf festgenäht habe. Der Pluspunkt dabei: Die Farbe des Futters ist perfekt getroffen und die Knöpfe nehmen den schönen Farbkontrast mit

Das Nähen des Stadtmantels hat sehr gut funktioniert, was auch an der ausführlichen und gut bebilderten Anleitung liegt. Beim Kragen habe ich etwas gehuddelt, aber ansonsten lief es echt wie am Schnürchen. Auch das trickige Schulterfutter und das Füttern der Ärmel hat super geklappt. Dieses Detail mag ich besonders am Mantel. Das versäubern des Wollwalks nach dem Nähen hat bei mir wegen der dicken Stofflagen nicht gut geklappt und deswegen habe ich es dann ganz gelassen. Beim nächsten mal würde ich den Walk vor dem Zusammennähen abketteln.

Durch das „halbe Futter“ näht sich der Stadtmantel ziemlich schnell und ist meiner Meinung nach auch für ambitionierte Einsteiger gut zu bewältigen. Ich bin nicht sicher, ob ich mich an einen Mantel mit allen Verarbeitungsschritten (mehrere Futterlagen etc) gewagt hätte – das ist für mich ein großer Pluspunkt für den Stadtmantel aus dem Schnittmusterkiosk. Der allergrößte Pluspunkt ist aber natürlich die gute Passform.

Ich konnte es ja kaum erwarten, den Mantel anzuprobieren. Die gute Passform war schon ohne Ärmel erkennbar, aber im fertigen Zustand wirkt es natürlich noch einmal ganz anders. Auch wenn er auf Figur geschnitten ist, ist der Mantel unheimlich bequem und die Bewegungsfreiheit der Ärmel ist nicht eingeschränkt. Das macht ihn zu einem schicken und gut tragbaren Schmankerl für den Alltag.

Besonders gern mag ich die Kombination mit meinem neuen Kimonokleid. Sowohl farblich als auch vom Schnitt her passen beide Kleidungsstücke sehr gut zueinander. Da hab ich direkt Herzchen in den Augen (sieht man das?). Die einzige Stelle für Korrekturen ist für mich tatsächlich die Lage der Knöpfe: Den obersten Knopf werde ich ganz nach unten versetzen, damit der Mantel beim Gehen nicht aufspringt. Den obersten Knopf am Kragen brauche ich dort sowieso nicht.

Ich bin ganz glücklich mit meinem apfelgrünen Frühlingsmantel und werde ihn sehr oft tragen. Muss ich erwähnen, dass ich zwei weitere Mäntel in anderen Farben schon im Kopf habe? Das ist nun erst einmal für den Herbst geplant, denn bis dahin stehen noch einige andere Punkte auf meiner Nähliste. Vielen Dank an Frau Crafteln für die Organisation des Sew Alongs. Dort findet ihr beim heutigen Finale noch viele andere, sehr schöne Varianten des Stadtmantels.

12 Colours of Handmade Fashion mit pink

Als bei der Aktion 12 Colours of Handmade Fashion verkündet wurde, dass pink die Farbe des Monats März ist, war ich kurz leiiiicht geschockt. Ich fand das vorhergehende Beige schon sehr schwierig, das Grün im Januar war auch eher eine Farbe, von der ich mich verabschieden wollte. Nun also pink im März. Keine Farbe, von der ich mich verabschieden wollte, weil sie quasi gar nicht in meinem Kleiderschrank vorkommt. Aber eben auch keine Farbe, die ich freudig begrüße. Ich finde rosa zu süß, zu Schweinchen. Ein kräftiges Fuchsia gefällt mir dagegen sehr gut, hatte ich mir sogar als Frühlingsmantel vorstellen können, aber dann hat doch apfelgrün das Rennen gemacht.

Tatsächlich habe ich mich dann auch über den Mantel und an die Farbe pink angenähert. Denn ich hatte noch diesen tollen Stoff im Lager, und der beinhaltete gute Mengen an pink. Außerdem passt er gut zum Mantel und würde mit ein paar pinken Farbtupfen auch noch zur Farbe des Monats März passen. Der Schnitt schwebte seit der Annäherung durch meinen Kopf – das Kimonokleid aus dem Hause Crafteln.

Den Schnitt fand ich wunderbar passend zum Stoff und so stand der Plan für die 12 Colours of Handmade Fashion relativ schnell. Da ich aber noch länger in das Nähen des Mantels vertieft war, fing ich gar nicht so pünktlich mit dem Kimonokleid an. Im Gegenteil, eigentlich näherte ich mich dem Projekt von der komplett anderen Seite, und zwar indem ich eine Kette machte. Eigentlich kein schlechter Plan, erst mal die Accessoires festzurren und dann kann man immernoch überlegen, ob man wirklich das so nähen will, was man im Kopf hat.

Die Kette zeigte ich schon im Rahmen des Spring Style Along, wo sie eine gute Figur zu dem halbfertigen Mantel machte. Und jetzt schaut mal, wie herrlich sie zu dem Kleid passt.  Das Kimonokleid ließ sich übrigens sehr angenehm nähen. Ich hatte bei der Anleitung keine Probleme. Allerdings habe ich den Kragen nicht von innen nach außen umgeschlagen (Einlage auf RECHTS bügeln? Oh mein Gott, wenn DA etwas schief geht?!), sondern von außen nach innen. Die Einlage habe ich wie gewohnt auf die linke Seite gebügelt, den Kragen nach innen eingeschlagen und festgesteppt. Klappt ziemlich gut finde ich und da ist es auch kein Problem, dass der Stoff anders als empfohlen eine unbedruckte linke Seite hat.

Und was soll ich sagen? Das Kimonokleid sitzt gut, es ist sehr, sehr bequem und der Stoff ist doch eine absolute Augenweide, oder? Ich bin ganz froh, dass mein kostbarer Lagerhüter nun eine so tolle Verwendung gefunden hat. Print und Schnittmuster passen miner Meinung nach super zusammen.

Wie man sieht, macht es Spaß, das neue Kleid auszuführen. Und ganz nebenbei bin ich sehr froh, die für mich sehr schwierige Farbe pink so gut umgesetzt zu haben. Ohne Stoff zu kaufen, ohne ein untragbares Teil zu produzieren.  Herrlisch. Wie die anderen Damen das Thema pink umgesetzt haben bei den 12 Colours of Handmade Fashion findet ihr bei Tweed and Greet von Selmin.