Septemberliebe

An diesem letzten Tag im September schält sich die Sonne nur langsam aus den Wolken. Die Tage sind deutlich kürzer geworden, der Weg zur Arbeit morgens ist dunkel und wenn die Kinder schlafen gehen, dämmert es schon. Gestern hat ein kräftiger Regen demonstriert, dass es nun vorbei sei mit dem goldenen Herbst, jetzt würden andere Saiten aufgezogen.

Altweibersommer – eine wunderbare Zeit. Die Sonne entfaltet noch einmal all ihre Kraft, gibt eine letzte Ahnung von Sommer und malt dabei im Vorübergehen die Blätter bunt. Der Wind trägt schon die Frische der kalten, feuchten Jahreszeit, seine Schwere bläst einem den Übermut aus den Knochen. Herbst heißt zur Ruhe kommen. Auch wenn ich diesen September nicht durch Wälder und Wiesen streifen konnte, mir nicht wieder und wieder die feinen Spinnweben aus dem Gesicht streichen musste, habe ich den September sehr genossen. Ich habe den Kindern gezeigt, wie man Bucheckern aufknackt, wie gut die rotbraunen Kerne schmecken. Dass man Haselnüsse nicht genauso einfach in den Mund stecken kann. Wir sind durch feuchte Wiesen geschlichen und haben Kastanien gesammelt, dabei lustige Kastanien-Sammel-Freundschaften geknüpft. Und wenn die beiden Kleinen müde waren, haben sie sich mit einem Bonbon in den Hänger gekuschelt, damit ich sie noch ein bisschen durch den Herbst schieben kann.kastanien

Augustliebe

Es war Anfang Juni, wir waren gerade bei meiner Schwester zu Besuch und die Sonne entwickelte zum ersten Mal in diesem Jahr die Kraft für eine stattliche Hitzewelle. Meine Schwester wohnt mit ihrer Familie am Stadtrand Dresdens, in einem überraschend ländlich wirkenden, malerischen Tal. Auf der kleinen Straße zum Haus steht ein Kirschbaum, auf den meine Nichte sehr geschickt kletterte, um von oben die gerade reif gewordenen Kirschen für uns nach unten zu werfen. Es wurde zum ersten Mal Heu gemacht und der Duft trug meine Erinnerung zu den großen Wiesen, die sich um unser Heimatdorf scharen. Kirschen, Erdbeeren, Johannisbeeren geben einen Vorgeschmack auf die Fülle des Sommers. Die ersten heißen Tage des Frühsommers sind oft die schönsten des Jahres. Aber nachts wird es noch erfrischend kühl, wenn man auf die Jagd geht nach Glühwürmchen. Ich dachte: der Juni ist mein Lieblingsmonat.

freilandrosen

Mein Ohnesorg-Schnittmuster geht vom Netz

Kleines Update: Das Schnittmuster wurde überarbeitet und ist wieder online.

Ich hatte einen langen Tag. Einen langen und unschönen. Mein Kleiner ist krank, es hat den ganzen Tag geregnet wie verrückt und zu allem Überfluss kam dann noch dieser Anruf. Ich war schon im Büro, als der Gatte mir knapp mitteilte, es hätte eben jemand zuhause angerufen. Ein Herr der Helle Freude GmbH (sic!!!) hätte sich gemeldet und uns dazu aufgefordert, das Ohnesorg-Schnittmuster und die Nähanleitung dazu vom Netz zu nehmen. In ein paar Tagen werde das noch einmal überprüft, dann werden rechtliche Schritte eingeleitet und Anwälte eingeschaltet.

Selbst Schuld! – werden jetzt vielleicht einige sagen. Vor einiger Zeit schon wurde bekannt, dass Händler abgemahnt wurden, die „Sorgenfresser“ verkauft hatten. Aber ganz so einfach ist die Sache nicht. Die Helle Freude GmbH hat sich den Begriff „Sorgenfresser“ als Wortmarke und den Reißverschlussmund als Geschmacksmuster für den geschäftlichen Verkehr schützen lassen. Der Herr am Telefon erklärte nun, dass die Helle Freude GmbH ihre Rechte durch die Bereitstellung meines Ohnesorg-Schnittmusters und der Nähanleitung verletzt sähen; auch wenn er nach kurzer Diskussion zugeben musste, dass der Aspekt des geschäftlichen Verkehrs gar nicht erfüllt ist.

Nun ist mein Blog privat geführt. Wir gehen mit Marja Katz keinerlei gewerblicher Tätigkeit nach. Es gibt keine Werbebanner, alle Schnittmuster und Nähanleitungen sind kostenlos. Jede Kooperationsanfrage schlage ich artig aus. Ich mache aus Prinzip keine Gewinnspiele oder GiveAway-Aktionen. Im Klartext heißt das, dass ich durch die von mir gebotenen Inhalte und damit verbundenen Besucherzahlen keine Vorteile und keinen Gewinn habe. Außer vielleicht einem Staunen in den Augen. Von den Kosten für Domain, technische Wartung oder Serverkapazitäten für mein Herzensprojekt fange ich jetzt mal gar nicht erst an.

Meine Schnittmuster sind ausschließlich für den privaten Gebrauch und auch entsprechend gekennzeichnet. Sie wurden und werden nie im großen oder gar gewerblichen Stil genäht, sondern für das Enkelchen, für die Nichte, als Geburtstagsgeschenk, zur Einschulung. Schließlich wurden die Ohnesorgs auch von verschiedenen Nähgruppen für einen guten Zweck genäht. Als Spende für Krebspatienten, betreute Wohngruppen und Missbrauchsopfer. Diese Entwicklung ist weder neu noch an den Ohnesorg gebunden. Seit Jahren geistern kostenlose Schnittmuster für Kummerkumpel, Sorgenmampfer, Sorgenmonster (und wie sie noch alle heißen) durch das Internet. Auch populäre Nähprojekte für einen guten Zweck (die ich jetzt bewusst nicht verlinke!) blieben bisher unbehelligt – und ich hoffe sehr, dass die Jäger der Helle Freude GmbH diese nicht noch ausfindig machen. Alle, die das Ohnesorg-Schnittmuster genutzt und auch gebloggt haben, bitte ich, nicht in Panik auszubrechen. Solang ihr die Tierchen nicht verkauft oder irgendwie gewerblich genutzt habt, werden die Damen, Herren & Anwälte der Helle Freude GmbH es vermutlich eher schwer haben, euch zur Kasse zu bitten.

Inwieweit die Forderung der Helle Freude GmbH wirklich rechtens ist, müsste ein Gericht klären. Da das Urheberrecht für das Ohnesorg-Schnittmuster bei mir liegt, das Blog rein privat geführt wird und die Monsterchen nie in den geschäftlichen Verkehr gelangt sind, sind wir persönlich nicht der Meinung, dass wir unrecht gehandelt haben. Als 5köpfige Familie haben wir allerdings nicht die finanziellen Möglichkeiten, es auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen. Für mich drängt sich ein bisschen das Bild von David gegen Goliath auf; von Kanonen, die auf Spatzen schießen. Dennoch bleibt neben dem weinenden Auge auch ein lachendes – denn bisher sind wir von hohen Kosten glücklicherweise verschont geblieben.

Abschließend muss ich sagen, dass ich doch ein wenig erschrocken bin, wie weit die Finger einiger Firmen reichen. Wie diese Firmen versuchen, Gebiete zu kontrollieren, die sich – meiner Meinung nach – außerhalb ihrer Konkurrenz befinden. Wieso sie sich einbilden, so weit in den Bereich des Privaten und der Hobbys vordringen zu dürfen. Ich kann nur hoffen, dass die Vorgehensweise der Helle Freude GmbH bekannter wird. Und ja, ich gebe es zu – so eine Portion Streisand-Effekt oder Boykottfieber würde ich ihnen durchaus gönnen (aber natürlich rufe ich ausdrücklich nicht dazu auf!).

Eigentlich kann ich es nämlich nicht leiden, wenn große Firmen versuchen, Privatpersonen derart an den Humpen zu pullern.

Es wird Zeit

Nun ist es schon einige Zeit her, dass ich nähen lernte. Noch zu Schulzeiten konnte ich an einem Nähkurs einer VHS-Lehrerin teilnehmen, die uns Oberstufen-Mädels ein bisschen das Nähen näher brachte. Als Maschine hatte ich eine 100jährige Singer zur Verfügung, voll-manuell, anzutreiben mit rhythmischen Fußtritten und nicht wie heute mit einem Gaspedal. Ein familiärer Anlass ließ mich die alten Fähigkeiten wieder hervorholen:
Meiner Nichte Klara wollte ich zum 1. Geburtstag etwas Selbstgenähtes schenken. Kleidchen, Bluse, Hose, Sommerhut – hatte ich mir vorgenommen, angefangen und mit der alten Nähmaschine der Ex meines damaligen Freundes (und heutigen Ehemannes) genäht. Die Nähmaschine verabschiedete sich genau wie die Ex – mit Trara und Tamtam. Man könnte auch sagen, ihr brannte die Sicherung durch. Der Widerstand im Pedal ging kaputt und die Nähmaschine fing ungebremst an zu rattern und zu nähen, zog in einem wahnsinnigen Tempo den Stoff ein und blieb dann urplötzlich stinkend und rauchend stehen.

Da flossen viele Tränen und aus war der Traum vom Nähen, vom Geburtstagsgeschenk für die Nichte, von all den geplanten Projekten. Mit viel Geduld und Geschicklichkeit wurde ich überzeugt, dass ich ohne Nähmaschine nicht existieren könne und um den Kauf einer neuen Maschine nicht herum käme. Ich gab 170€, die ich eigentlich nicht hatte, aus für eine Pfaff Smart 100s. Und die ist es seitdem. Meine Nichte bekam ihr Geburtstagsgeschenk, Bluse und Sommerhut wurden mittlerweile schon von meiner eigenen Tochter getragen.
Rückblickend finde ich es unglaublich, wieviel und WAS ich alles schon mit dieser kleinen, einfachen Maschine genäht habe. Kilometer an Garn sind in Taschen, Wäsche, Kleider, Kostüme, Kuscheltiere, Kindersachen, einen kompletten Kinderwagenbezug und mein Hochzeitskleid geflossen.

Nun haben meine Maschine und ich ein gemeinsames Jubiläum: gestern habe ich, wie jedes Jahr, das Paket an meine Nichte Klara losgeschickt. Sie bekommt zu ihrem 7. Geburtstag eine Tasche für ihre Ballettsachen.
Ich finde, es wird Zeit, eines meiner liebsten Hobbys etwas zu dokumentieren…