Annäherung 2019 – In Bielefeld ist alles gut

In den ersten Wochen des Jahres, wenn der Januar richtig kalt wird, ist es Zeit für die Annäherung. Schon zum 6. Mal trafen wir uns zu einem ausgiebigen Nähwochenende in der Jugendherberge Bielefeld. Mittlerweile ist es ein bisschen wie nach Hause kommen, oder noch mehr als wäre man nie weg gewesen.

Bei der Begrüßung fielen wir uns in die Arme, alles altbekannte Gesichter. Nur eine ‚die Neue‘ war da, die sehr herzlich aufgenommen wurde und interessante Dinge zu erzählen wusste. Der ein oder anderen Teilnehmerin stand das letzte Jahr ins Gesicht geschrieben und wenn man dann fragte, wie es ihnen ginge, gab es erst ein schiefes Lächeln. Und dem ‚Naja…‘ folgte dann ein doch etwas breiteres Lächeln. ‚In Bielefeld ist alles gut!‘

Eigentlich ging es mir ganz ähnlich. Die letzte Zeit war so anstrengend, dass ich gar nicht recht überlegen konnte, was ich eigentlich nähen möchte. Kurz bevor es losging dachte ich noch, dass ich der Einfachheit halber einfach Loops nähen könnte. Zum Glück hatte ich aber noch ein paar unfertige, fertig zugeschnittene oder auch halb zusammen genähte Projekte, die ich einpacken konnte. Mein Kleid aus westafrikanischem Stoff wollte ich unbedingt fertig bekommen und das hat glücklicherweise auch gut geklappt.

Mit ein paar Loops und halbfertigen Kindersachen habe ich mich warm genäht, bevor es an die ‚richtigen‘ Projekte ging. Bei diesem Rock habe ich den Schnitt von einem gekauften, ‚lebenden‘ Rock abgenommen. Die Teile sind sehr asymmetrisch und untypisch angeordnet. Ich war froh, dass es trotzdem so gut geklappt hat. Nur der Bund oben sitzt nicht so gut, da muss ich nochmal genauer schauen, was schief gegangen ist.

Der Näh-Marathon wurde nur unterbrochen von Mahlzeiten aus der guten Jugendherbergsküche (Masters of Friteuse) und natürlich nähnerdigem Geschwätz. Samstags machten wir einen kurzen Abstecher zu Eilers in Bielefeld, einem unheimlich gut sortieren Kurzwarenladen mit einer Knopfauswahl, die ihresgleichen sucht.

Abends blieben auch die Nähmaschinenlampen noch lange an, es nähten viele bis nach Mitternacht, während andere schon früh ins Bett gingen oder bei Getränk und Geknabber noch die ein oder andere Geschichte erzählte. Meine liebste war dabei die von der in Studententagen eröffneten Salsa-Bar in Moskau, in der es nur Wodka, Wassermelone und Kaviarbrote gab.

Da ich so gut durch kam mit meinen Projekten und auch nur ein mal den Nahttrenner in der Hand hatte, fing ich Samstag Abend noch mit einer Jacke an, die ich nun zuhause fertig nähen möchte. Sonntag gab es dann die Projektvorstellung, leider waren einige schon aufgrund der weiten Reise oder anderer Verpflichtungen nicht mehr da. Vom Hunde- bis zum Damenmantel wurde alles präsentiert, was die hohe und niedere (Loops!) Schneiderkunst zu bieten hat. Viel Freude gab es, viel Gelächter und Applaus. Wie immer die wohlwollende Stimmung aller Teilnehmerinnen, die mit großem Respekt die Werke der anderen würdigen, nicht passende Sachen einfach weiter verschenken oder mit einer gehörigen Portion Selbstironie kommentieren. Die Stimmung war fabelhaft. Und so blieb die Annäherung, wie in den vergangenen Jahren auch, ein Ort des kreativen Kraftschöpfens für das Jahr in einem Kreis sehr vertrauter und liebenswerter Frauen.

CC BY-NC-SA 4.0 Annäherung 2019 – In Bielefeld ist alles gut von Marja Katz ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-NichtKommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.

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Biologin aus Köln mit zwei kleinen Kinnings. Liebt ihre Familie, ihre Nähmaschine, ihr Cello.
3 comments
  1. Dem ist so gar nichts hinzuzufügen…..toll wars und ich liebe dein Afrikakleid!
    Liebe Grüße Sabine

  2. Schön zusammengefasst! Und wer bitte hatte die Salsabar? Großartig!
    LG, Bele

    1. Avatar-Foto

      Haha, die Salsabar-Geschichte ist von Frau Crafteln. Wir haben sehr gelacht!

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